Die Entwicklung von Krankheiten und die Wirkung von Therapien lässt sich mit Hilfe der Zellmikroskopie besser verstehen. Um die interessierenden Strukturen unter dem Mikroskop gut erkennen zu können, werden Gewebeschnitte in unterschiedlichen Experimenten angefärbt. Für reproduzierbare Ergebnisse müssen die flüssigen Färbe-Reagenzien definiert zugeführt werden [1]. Dies gelingt zuverlässig und zeitsparend unter Verwendung spezieller Objektträger mit integrierten Kanälen und mit einer selbstklebenden Unterseite. Mehr dazu hier.
Viele Protokolle – ähnliche Schwierigkeiten
Wissenschaftler können heutzutage auf eine Vielzahl von Standard-Protokollen zur Behandlung von Geweben für eine effektive Mikroskopie zurückgreifen. Zu ihnen behören beispielsweise die Immunhistochemie, das Multiplexing und die sogenannten «spatial omics». Bei der Immunhistochemie werden Strukturen mit markierten Antikörpern sichtbar gemacht. Eine spezielle Technik ist die Markierung der Antikörper mit Fluoreszenzfarbstoffen. In diesem Falle spricht man von Immunfluoreszenz.
Bei der Multiplex-Mikroskopie werden mit Fluoreszenzfarbstoff markierte Antikörper auf ein Gewebe gegeben. Dadurch können Zellen, die das zum Antikörper passende Molekül auf der Oberfläche tragen, unter dem Mikroskop identifiziert und lokalisiert werden. Anschliessend wird der Farbstoff ausgebleicht, und der nächste Marker kann aufgegeben werden. Diese Prozedur lässt sich beliebig oft wiederholen. In der Regel verwendet man 60 bis 100 Marker pro Experiment [2].
Der Begriff «spatial omics» wiederum umfasst ein breites Spektrum von Techniken, die gleichzeitig die physikalische Gewebestruktur erkennen lassen und molekulare Eigenschaften messen [3]. Allen diesen Standard-Protokollen gemeinsam sind ein hoher Zeitaufwand und eine geringe Robustheit. Es kommt häufig von Experiment zu Experiment zu unterschiedlichen Ergebnissen. Objektträger mit selbstklebender Unterseite versprechen nun eine einfachere und schnellere Durchführung und das Erzielen vergleichbarer Ergebnisse.
Anwendung in der Praxis
Die kanaldurchzogenen Objektträger mit selbstklebender Unterseite sind so konzipiert, dass sie auf Standard-Objektträger aufgebracht werden können. So lassen sie sich leicht in bereits etablierte Arbeitsabläufe integrieren. In Kombination mit einem Objektträger oder Deckglas steht dann ein Färbeflüssigkeits-Reservoir mit einem kleinen und definierten Volumen über Gewebeschnitten zur Verfügung. Typischerweise arbeitet man hier entweder mit FFPE-Gewebe oder mit Kryo-Verfahren.
Beim gängigen FFPE-Verfahren wird das Gewebe zur Konservierung und Stabilisierung in Paraffin eingebettet und in Formalin fixiert. So kann das Gewebe zunächst gelagert und später beispielsweise mit einem Mikrotom zu mikroskopischen Schnittpräparaten weiterverarbeitet werden. Alternativ dazu kommt das Gewebe in einen Kryostaten, und anschliessend werden Gefrierschnitte durchgeführt; dieses Verfahren wird zum Beispiel auch zur Beurteilung von Geweben bei laufenden Operationen.
Über zwei Luer-Anschlüsse ist das Färbereservoir manuell oder automatisiert über Perfusionssysteme für Hochdurchsatz- oder Multiplex-Experimente zugänglich. Dies ermöglicht einen einfachen und definierten Austausch von Flüssigkeiten und damit ein reproduzierbares Färben von Gewebeschnitten [1].
Dieses Verfahren ist sogar für die hochauflösende Mikroskopie jenseits der Abbe-Grenze möglich. Nach dieser liegt beispielsweise die maximale Auflösung des Lichtmikroskops bei etwa 0,3 Mikrometern. Diese Grenze lässt sich heute jedoch überschreiten. Für die Mikroskopie von Gewebeschnitten kommen dabei ein klassischer Objektträger, ein Objektträger mit selbstklebender Unterseite und ein Deckglas zum Einsatz [1].
Autor: Christian Ehrensberger
Literatur
- Eine Pressemeldung der ibidi GmbH, D-82166 Gräfelfing, , https://ibidi.com, Zugriff am 19.2.2025
- Weniger Tierversuche durch die Multiplex-Mikroskopie, Zugriff am 19.2.2025
- Dario Bressan, Giorgia Battistoni, Gregory J. Hannon: The dawn of spatial omics. Science. 2023 Aug 4;381(6657):eabq4964. doi: 10.1126/science.abq4964, Zugriff am 19.2.2025
